Die aufflammende Diskussion um Gerechtigkeit

Der massgebliche und international diskutierte Beitrag zum Problem Gerechtigkeit kommt von Thomas Nagel, der sich übrigens (vordergründig) sehr nett liest, auch wenn Thema, Darstellung und Konsequenz am Ende doch nicht soo einfach sind:
http://philosophy.fas.nyu.edu/docs/IO/1172/globaljustice.pdf
Eine deutsche Übersetzung des Textes ist im Sammelband „Globale Gerechtigkeit“ enthalten, einem Suhrkamp Taschenbuch. Thomas Nagel hat übrigens eine äusserst nette Einführung in die Philosophie geschrieben, die auch (auch in Hamburg!) im Schulunterricht verwendet wird (Was bedeutet das alles, Reclam).

Hätte Deutschland nur einen Wirtschaftswissenschaftlicher wie Paul Krugman, wäre die Diskussion schon auf einem etwas anderen Niveau. Der Nobelpreisträger ist äusserst umtriebig, Kolumnist der New York Times, ständig im Fernsehen (ja, in den USA gibt es eine fachliche Diskussion um ernsthafte Themen… im Fernsehen!) und setzt massgeblich die Themen der aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion. Sein Lehrbuch, auf deutsch übersetzt, zeigt ebenfalls, dass er äusserst unterhaltsam zu lehren weiss – Auf diesen Beitrag griff er in der Diskussion um das Buch von Thomas Picketty zurück:
http://prospect.org/article/rich-right-and-facts-deconstructing-income-distribution-debate

Dieser Beitrag, noch einmal überarbeitet vor ein paar Tagen, begründete den Siegeszug des genannten Titels auf die NYT Bestsellerliste mit – müssen wir also die alten Jane Austen’s aus dem Schrank holen um zu wissen, wie hier in der westlichen Welt das Lebensgefühl in den nächsten 20 Jahren sein wird:
http://www.nybooks.com/articles/archives/2014/may/08/thomas-piketty-new-gilded-age/
Und noch mal betont: Es geht hier nicht „nur“ um Gerechtigkeit, es geht auch (kurz gesagt) prinzipiell um vernünftige Prinzipien des Wirtschaftens.

Und zu guter Letzt: So funktionieren globale Trends in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften heute – vor sechs Wochen hatte noch niemand etwas darüber gehört… diese Woche war es einen Spiegel-Titel wert und das Buch ist NYT Bestseller Platz 1 (vorher war es das bei Amazon.com). Nur in Deutschland ist man weitgehend abgehängt… Aber lest selbst
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/zu-besuch-bei-thomas-piketty-der-neue-star-der-intellektuellenszene-12927888.html

Die deutsche Wirtschaftswissenschaft und ihre Vertreter sind eine neoliberale Truppe von äusserst trauriger Gestalt. Sie wühlen am Liebsten in den Büchern ihrer Ahnherren (Gutenberg, Wöhe) und treten Aspekte semesterlang breit, die in amerikanischen Lehrbüchern in einem Kapitel behandelt werden – und diese werden wie ich mir von meiner Professorin hatte sagen lassen dort dann oft sogar übersprungen. Und das ist gut so!

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